Deep Talk Ep. 8: Weibliches Selbstvertrauen im Business

Ein Gespräch mit Dr. Gianna Brummer, psychotherapeutisch ausgebildete Ärztin und Inhaberin der Mental Health School for Coaches (www.gianna-brummer.de)

In der neuesten Ausgabe von Deep Talk spreche ich mit Dr. Gianna Brummer über Selbstvertrauen und innere Stärke in unserem Business.

Finde heraus, wie Du (auch und gerade als leise Unternehmerin)

  • Deine Einzigartigkeit entfalten,

  • Dich von äußeren Einflüssen nicht verunsichern lassen und

  • erfolgreich Deinen eigenen Weg gehen kannst.

Christina:  Hallo Gianna. Schön, dass Du heute mein Gast bist. Du leitest eine Mental Health School für Coaches und bist Dozentin für weibliches Selbstvertrauen. Magst Du uns dazu kurz mehr erzählen?

Gianna: Gern. In der Mental Health School bündeln mein Mann und ich unsere psychotherapeutische Erfahrung in einer Ausbildung und geben das an Coaches weiter, was für sie in ihrer Arbeit wichtig, relevant und hilfreich ist. Dabei liegt unser Fokus darauf, dass die Teilnehmenden selbst der innere Kompass für ihre Klienten werden. Je besser und tiefer sie sich selbst verstehen und annehmen, desto heilsamer können sie für sich selbst, ihr Business und ihre Klienten wirken.

In gewisser Weise kommt auch hier das Thema „Selbstvertrauen“ zum Tragen – je tiefer Du Dich erkennst und Verständnis für Dich entwickelst, desto mehr vertraust Du Dir, Deiner Wahrnehmung und Deinen Fähigkeiten.

Das Thema „weibliches Selbstvertrauen“ ist dabei ein spezielles, da es die kollektive Geschichte des Frau-Seins „in sich“ hat.

Meine Vision ist es, dass Frauen ihr Selbstvertrauen wieder aus ihrer Weiblichkeit schöpfen können und sich nicht mehr allein über männliche Qualitäten definieren und wertvoll fühlen müssen, aufgrund fehlender Modelle.

Christina: Wir haben uns ja über ein gemeinsames Buchprojekt für introvertierte und leise UnternehmerInnen kennengelernt. Hast Du das Gefühl, dass Selbstvertrauen und den eigenen Weg zu gehen auch vor allem Frauen und leisere Frauen im Business herausfordert?

Gianna: Absolut! Und ich spreche da nicht nur von mir (aber auch ;)), wenn ich sage: Es gibt weniges im Leben, das so herausfordernd ist für (leise) Frauen wie sich „sichtbar“ zu machen in der Selbstständigkeit.

Und das liegt durchaus auch an den vielen lauten Stimmen, die Dir gerade in der Selbstständigkeit sagen, wie „man“ da draußen zu agieren hat. Wie man sich zu vermarkten hat – und dass man einzig und allein auf die laute Weise erfolgreich sein könne.

Das ist ein Problem, wenn Du diesen Weg, den sie propagieren, so gar nicht fühlst! Und natürlich trotzdem auf Kunden angewiesen bist.

Ich bin den „lauten“ Weg nicht gegangen und habe zum Glück die Erfahrung machen dürfen, dass es auch einen anderen Weg gibt. Einen, der es mir erlaubt, mir treu zu bleiben, „leise“ sichtbar zu werden und damit trotzdem Erfolg zu haben.

Aber es verlangt unglaublich viel Disziplin, NICHT hinzuhören und stattdessen den eigenen Impulsen zu vertrauen – insbesondere in Zeiten, in denen sich einfach mal gar nichts bewegt! Und die kamen bei mir, wie wahrscheinlich bei den meisten auch. In diesen Momenten die Ruhe zu bewahren, nicht in Selbstzweifel zu verfallen und immer wieder den stabilen, vertrauensvollen Teil in Dir selbst zu spüren, der ganz leise sagt: „Es wird gut, geh weiter!“, ist nicht einfach!

Und ich brauchte einen sehr klaren Mentor an meiner Seite, der mich immer wieder an diese leise Stimme in mir erinnerte. Ich finde, niemand sollte sich dafür schämen müssen, wenn er/sie sich jemanden an die Seite nimmt bei der Beschreitung noch unausgetrampelter Pfade.

Christina: Du sagst „Erfolg findest Du nur in Deinem Inneren“. Was bedeutet das genau? Und wie komme ich an dieses Innere heran?

Gianna: Die wichtigste Frage dabei ist, was Erfolg für DICH persönlich bedeutet, was DICH glücklich und erfüllt macht in Deinem Beruf/Deiner Berufung.

Was möchtest Du bewirken mit diesem einen Leben, das Du hast?

Das ist hochindividuell und bedarf einer längerfristigen Innenschau.

Zum Beispiel war mir zu Beginn meiner Selbstständigkeit noch nicht bewusst, dass „Erfolg“ für mich auch bedeutet, am Wochenende viel Zeit mit meiner Familie und auch zwischendurch genug Zeit mit mir selbst verbringen zu können.

Erfolg bedeutet für mich mittlerweile auch, die Freiheit zu haben, mit den Menschen und Organisationen zusammenzuarbeiten, die meine Werte teilen und die wirklich etwas verändern wollen.

Natürlich bedarf es für diese Freiheit auch Geld – aber es spielt für mich eine untergeordnete Rolle – es ist ein Türöffner zu meiner Freiheit.

Daher ist es wichtig zu wissen, was Du wirklich suchst in Deiner Selbstständigkeit, um Dich klar ausrichten zu können.

Ich mag das Wort „manifestieren“ nicht besonders, da es mir oft zu abgehoben/“magisch“ benutzt wird. Aber woran ich durchaus glaube und was ich in meinem Leben immer wieder beobachtet habe, ist, wie mächtig die eigene innere Ausrichtung und Klarheit wirken kann, wenn Dir bewusst ist, was Du in Deinem Business möchtest und was nicht.

Diese Klarheit oder innere Ausrichtung trägt Dich und färbt alles, was Du tust – sei es, wenn Du Posts schreibst, YouTube-Videos drehst, Kundengespräche führst oder Deine Leistungen erbringst.

Bist Du gut verbunden mit Dir und Deinem „Kernauftrag“, so wird das, was Du tust, wirken – egal durch welches Medium. 

Christina: Du bist überzeugt, dass alles leichter wird, wenn wir uns selbst als das erkennen, was wir sind, anstatt jemand anders sein zu wollen. Warum, denkst Du, wollen so viele Menschen anders sein? Warum schauen wir nicht genau hin? Ist da auch die Angst erstmal vor dem Nichts?

Gianna: Dafür muss ich ein bisschen weiter ausholen. Wir haben alle an irgendeinem Punkt in unserem Leben eine Ablehnungserfahrung gemacht (bewusst oder unbewusst). Und auch wenn ein Teil von uns ahnte, dass die Ablehnung ungerechtfertigt war oder vielleicht gar nichts mit uns zu tun hatte, so gab es doch einen anderen Teil in uns, der sagte: „Und was, wenn ich doch zurecht abgelehnt wurde? Was, wenn ich doch nicht richtig/gut genug/liebenswert bin?“.

Ein vernichtendes Gefühl, denn als soziale Wesen sind wir darauf angewiesen, uns zugehörig zu fühlen.

Diesem vernichtenden Gefühl wollen wir fortan auf gar keinen Fall wieder begegnen. Wir verdrängen es also, was dazu führt, dass es unbemerkt in unserem Unterbewusstsein wirkt, uns bewertet und uns einredet, dass wir uns besser nicht zeigen und verletzlich machen sollten.

Da ist es leichter, sich an anderen zu orientieren und zu versuchen, so zu sein wie sie, weil wir uns dann weniger verletzlich fühlen.

Das Verrückte ist: Das Gegenteil ist der Fall. Wenn wir den Ursprung und die Funktion dieses Gefühls in uns verstehen, das uns klein und mangelhaft redet, und es somit letztlich als unwahr erkennen können und fühlen uns alles andere als verletzlich.

Wir fühlen uns zum ersten Mal entspannt und in unserer Kraft, da auch Kritik oder Angriff von Außen ihren bedrohlichen Charakter verlieren. Wir hören auf, uns unbewusst zu fürchten.

Das Schwierige ist, dass dieses Erkennen kein „kognitiver“ Prozess ist, sondern ein emotionaler. Und auf den wagen sich nur die Wenigsten einzulassen.

Die Meisten streben lieber nach der Anerkennung von „außen“. Diese Anerkennung wird es aber nie schaffen, das „Du bist nicht gut genug“ in uns zum Schweigen zu bringen. Deshalb ist es auch so schwierig für viele Menschen, Lob anzunehmen.

Christina: Wie schaffe ich es, gerade als zurückhaltendere Unternehmerin, mir eine resiliente Schale zuzulegen, damit ich mich nicht von Trends und blendenden Erfolgssymbolen in der Außenwelt verunsichern lasse?

Gianna: Das knüpft daran an, was ich oben beschrieben habe: Generell steht und fällt unsere Resilienz in dem Maße, in dem wir uns selbst angenommen haben und wie gut wir mit uns verbunden sind. Wenn wir wissen, wer wir sind, was wir wollen, was uns glücklich macht, wo wir Kraft schöpfen, wird der Blick nach Außen oder auch der Blick VON außen immer weniger relevant für uns sein.

Einer meiner Ausbilder sagte einmal: „Scham ist die antizipierte Verurteilung anderer“ – und ich glaube, da ist etwas Wahres dran. Die Verurteilung anderer kann uns aber nur in dem Moment treffen, wo wir noch nicht zu 100 % im Reinen sind mit dem, was wir tun oder sind.

Auch sollten wir uns gut kennen, z. B. was wir brauchen, um unser System „runterfahren“ zu können, wo beginnt und endet unsere Komfortzone? Und insbesondere auch für Hochsensible: Was tut Dir gut und was beeinträchtigt Dich nachhaltig? Dazu habe ich kürzlich ein YouTube-Video gemacht [Anmerkung der Redaktion: Das Video findest Du hier: https://www.youtube.com/watch?v=Q12fQmwE2MQ&t=452s]

Auch das Verlassen und Erweitern der Komfortzone macht uns selbst-bewusster und selbst-sicherer – und damit auch resilienter. Aber nur dann, wenn wir sie in gesundem Maße verlassen und nicht aufbrechen wie eine Nussschale. Ein Fallstrick für Resilienz & Selbstwertgefühl, den viele Selbstständige unterschätzen, ist der, seinen Wert an der Geldmenge festzumachen, die man verdient. Das ist nicht nur eine gesellschaftlich übergeordnete toxische Denkweise, sondern auch ein Rezept zum unglücklich, ausgebrannt und erfolglos sein.

Hier erhältst Du weitere Informationen zur Mental Health Coaching Ausbildung bei Gianna: www.gianna-brummer.de/kontakt/
Du findest Dr. Gianna Brummer auch
auf LinkedIn, wo sie regelmäßig ihr Wissen und ihre Perspektiven mit anderen teilt: www.linkedin.com/in/dr-med-gianna-brummer-434807239/

 

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Ich bin Christina Jokilehto und begleite Dich weg von den üblichen lauten Marketing-Methoden. Hin zu einer Kommunikation, die Emotionen weckt und Vertrauen schafft.

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